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WIRTSCHAFT
Griechisches Geld & Münzen


Imperialer Adler KISTOPHORON

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Der Kistophoron

Der Kistophoron (Mz. Kistophoroi; lat. Cistophorus (nummus); dt. "Kistenträger") war eine kleinasiatische Silbermünze im Wert von drei Drachmen. Sie wurde ursprünglich als Gemeinschaftsmünze einiger Städte im Königreich Pergamon ausgebracht. Später prägten auch andere Städte dieser Nominale aus. Neben dem Hauptnominale gab es auch Halb-, Viertel- und möglicherweise auch Achtelstücke mit unterschiedlichen Münzbildern.

Der Prägebeginn ist strittig, doch wird allgemein angenommen, dass Eumenes II. von Pergamon in der 1.Hälfte des 1.Jh.v.Chr. die Münze erstmals ausbringen liess, um die attalidischen Tetradrachmen nach attischem Fuss zu verdrängen. In der 2.Hälfte des 2.Jh.v.Chr. war die Zahl der Prägeorte bereits auf 16 Städte angewachsen. Besonders hervor taten sich dabei Ephesos, Pergamon und Tralleis, gefolgt von Apameia, Laodikeia, Sardeis und Smyrna. Auch im kretischen Koinon prägte man Kistophoren. Als Pergamon 133 v.Chr. an die Römer fiel, wurde die Prägetätigkeit in der nunmehrigen Provinz Asia fortgesetzt.

Vom Gewicht her lag der Münze mit 11,5 bis 12,75 g der reduzierte rhodische Münzfuss zu Grunde. Im Verkehr rechnete man sie auf drei attische Drachmen. Vermutlich als Streumünze im Gewicht von zunächst 2 ½ und später drei Denaren war sie sogar in Rom konvertibel und wurde bis in das 2.Jh.n.Chr. in grossen Mengen unter das Volk gebracht.

Avers und Revers eines ephesischen Kistophoron

Der Avers zeigt die Cista mystica (ein gedeckelter Flechtkorb zur Aufbewahrung der liturgischen Instrumente im Kult des Dionysos & der Demeter) in Efeu- oder Weinlaubkranz und manchmal der Isiskrone und einer Schlange. Der Revers bildet der von Schlangen umgebene Köcher des Hercules samt Beizeichen der prägenden Stadt ab. Die Halb- und Viertelstücke zeigen meist am Avers die Herculeskeule & sein Löwenfell, am Revers Traube und Weinblatt. Eine genaue Zuordnung von Beizeichen an einzelne Münzstätten ist schwierig.

In römischer Zeit erfolgte die Prägung im Namen der Proconsuln (so u.a. Cicero!) oder unter Zeitangaben mit Bezug zur Provinz (aber auch des Sulla). Die Motive blieben bis Marcus Antonius gleich, ehe Augustus den Kistophoron nach römischem Aussehen (meist Tempel- und Kaiserbildnisse) schlagen liess. In grösseren Mengen liessen auch Claudius, die Kaiser von Vespasian bis Hadrian und Septimius Severus die Münze prägen.

Avers eines ionischen Kistophoron von 12,54 g aus dem Jahre 144 v.Chr.

Revers obiger Münze

Der Preis dieser Münze beim Wiener Auktionshaus H.D.Rauch betrug
EUR 70


Quellen: W.Gemoll "Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch", "Der kleine Pauly", www.muenzen-lexikon.de 

 

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(PL)