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Hercules

Hercules (grch. Herakles, etrusk. Hercle, dt. Herkules) war als Sohn des Zeus*) und der Alkmene einer der berühmtesten und beliebtesten Helden der Antike. So wurde ihm gleichfalls göttliche Verehrung zuteil.

Sein Leben wurde durch die rachsüchtige Hera bestimmt, die immer wieder versuchte ihn auszulöschen. Hercules wurde von Amphitryon und den besten Lehrern seiner Zeit erzogen. Bereits in frühester Jugend war er berühmt für seine Stärke. So vollbrachte er gewaltige Heldentaten. Um unsterblichen Ruhm zu erlangen wies ihn das Orakel von Delphi den Weg zu den zehn Arbeiten, die er im Auftrag des Eurystheus durchzuführen hatte.

In späterer Zeit eroberte Hercules Städte und errang zahlreiche Schätze. Als er die Tochter des Königs Eurytos begehrte und sie ihm verweigert wurde, schwor er Rache. Hera schickte ihm einen Wahnsinnsanfall und liess ihn den Sohn des Königs töten. Da ihm in Delphi die Entsühnung verweigert wurde, begann er aus Wut zu randalieren. Wegen dieser Schändung des Heiligtums wurde er von einer Krankheit befallen und musste - um wieder gesund zu werden - drei Jahre als Sklave bei der lydischen Königin Omphale dienen.

Er nahm anfangs auch am Zug der Argonauten teil, wurde aber von den Göttern für andere Taten ausgewählt. So half Hercules die Giganten zu besiegen, die den Olymp belagerten und befreite Prometheus von seinen Qualen; auch die Fesseln der Titanen im Tartaros lockerte er.

Die Eifersucht seiner Frau Deianeira brachte ihm den Tod, da sie ihn ein vergiftetes Gewand anziehen liess, das seine Haut verbrannte. Hercules liess einen Scheiterhaufen für sich errichten, um sich selbst aus den Qualen befreien zu können. Sein Freund Philoktetes hatte als einziger den Mut das Feuer zu entzünden. In seiner Todesstunde senkte sich eine Wolke herab und Hercules wurde zu den Göttern aufgenommen. Hera versöhnte sich mit ihm und gab ihm ihre Tochter Hebe zur Frau.

Ganz Griechenland verehrte Hercules als Wohltäter des Menschengeschlechts und Gott. Er galt als Symbol für Kraft und Mut. Darüber hinaus nahm er alle Leiden auf sich und wich nie Schwierigkeiten aus. Er war zudem Schutzpatron des Handels, des Gewinns und als Siegesgott natürlich der Soldaten. Sein schützendes Numen bewahrte die Reisenden vor Unheil. Ihm zu Ehren wurden Feste gefeiert und Spiele ausgetragen. Als Kultorte galten insbesondere Sikyon und Theben.

In der römischen Mythologie kannte man auch noch Taten des Hercules, die beim griechischen Original nicht bekannt sind. So soll er während seiner Rückkehr mit den Rindern des Geryoneus aus Spanien ein die Einwohner Latiums terrorisierendes Scheusal namens Cacus, das auf dem Aventin (oder Palatin) wohnte, vernichtet haben. Auf dem späteren Forum Boarium wurde ihm ein Ara Maxima (=grosser Altar) genannter Altar gewidmet. Samt der daneben stehenden Bronzestatue mit dem Beinamen triumphalis dürfte die Anlage vor der Stadtgründung Roms anzusetzen sein. Der Kult soll vom arkadischen König Euander eingerichtet worden sein. Bei Triumphzügen wurde die Statue aus etruskischem Erz wie ein Triumphator gekleidet.

Ursprünglich galt der Kult am Ara Maxima dem phönizischen Gott Melkart, der später mit Hercules gleichgesetzt worden war. Die Riten waren weder griechisch noch mittelitalisch. Sie liessen sich auf die Phönizier zurückführen. Dazu gehörten etwa der strikte Ausschluss der Frauen. Der Kult dürfte mit Sicherheit von Händlern eingeführt worden sein, da der Ara Maxima in der Nähe wichtiger Handelsstrassen ins Landesinnere lag.. Noch einige Zeit nach der Gleichsetzung erhielt Hercules die decima (=zehnter Teil des Gewinns) als Opfergabe.

Der Verkehrsknotenpunkt wurde während der Republik weiter ausgebaut und der Gott erfuhr vor allem im privaten Bereich einen grossen Popularitätszuwachs. Neben dem bereits erwähnten Hercules-Kult gab es auf dem Forum Boarium eine zweite Kultstätte für den sogenannten tönernen Hercules. Die Bezeichnung stammte vom Material der Statue. Noch im 15. Jh. stand ein Herculestempel auf dem Forum Boarium in einigermassen passablem Zustand. Das Gebäude wurde 142 v.Chr. im Amtsjahr der Censoren Lucius Mummius und Scipio Aemilanus in der Form einer aedes rotunda (Rundtempel etruskischen Stils mit Säulenumgang) eingeweiht. Ebenfalls auf dem Forum steht heute noch ein Rundtempel des Gottes mit korinthischen Säulen. Damit gehört Hercules neben Diana, Mercurius und Vesta zu jenen Göttern, die man verstärkt Rundtempelanlagen errichtete.

Der Hercules-Kult wurde schon von den Etruskern betrieben und von diesen und griechischen Siedlern im 4. Jh. v.Chr. in Rom praktiziert. Seit dieser Zeit ist er als Privatkult der Patrizierfamilie der Potitii und der Pinarii nachgewiesen. 312 v.Chr. wurde der Ara Maxima vom Staat übernommen. Der Censor Appius Claudius Caecus schloss die Familie der Potitii vom Gottesdienst aus und liess Staatssklaven fortan über das Heiligtum wachen. Der Legende nach brachte dies dem Censor im Alter Blindheit ein. Die Potitii sollen nach dem Geschichtsschreiber Livius durch den Auschluss vom Kult ausgestorben sein. Durch diese rigorose Neuordnung des Kultes und die bevorstehenden punischen Kriege dürften die phönizischen Wurzeln des Altars in Vergessenheit geraten sein. Fortan sahen ihn die Römer als griechisch an, weil man an ihm im ritus Graecus (= Opferung mit unbedecktem lorbeerbekränztem Haupt) opferte. 

Das römische Fest des Hercules wurde am 12. August begangen. An diesem Tag brachte der praetor urbanus (=Stadtpraetor) das Staatsopfer am Ara Maxima dar, indem ein junges Rind und ein Schwein geschlachtet wurden. Dazu wurde ein scyphus (= aus Holz geschnitzter und mit Pech abgedichteter Becher) verwendet, der als Reliquie des Gottes galt. Im gleichen Bezirk hütete man auch die heilige Keule des Hercules. Ein riesiger kaiserzeitlicher scyphus aus Marmor wird heute in der Kirche Santa Maria in Cosmedin am Forum Boarium als Taufbecken verwendet.

Links: Bronzestatue aus einem Rundtempel in Rom 2.H.2.Jh.v.Chr.
ex libro E.Simon "Die Götter der Römer" (c) Arch.Inst.Uni Heidelberg
Rechts: Marmorne Kolossalstatue aus Alba Fucens, Anfang 1.Jh.v.Chr.
ex libro E.Simon "Die Götter der Römer" (c) Photo Soprintendenza Archeologica dell'Abruzzo, Nr. 26139

Das Fest der Diana wurde am darauffolgenden Tag gefeiert und Hercules erhielt dabei mit seinem Beinamen Victor (= Sieger) Opfergaben. Beide teilten auch bei der ersten Götterbewirtung 399 v.Chr. einen Stuhl. Diese Beziehung zwischen den beiden Gottheiten war eine typisch italische. So wurde Hercules manchmal mit der Hirschkuh der griechischen Artemis dargestellt. Als zweiter Beiname wurde Invictus (= der Unbesiegte) verwendet. In Rom gab es zahlreiche Heiligtümer, die dem Sieger Hercules gewidmet waren. Lucius Mummius, der Eroberer von Korinth, errichtete etwa dem Hercules Victor - vermutlich auf dem Caelius - einen Tempel mit Kultbild. Pompeius restaurierte einen von den zahlreichen Herculestempeln am Forum Boarium (in Richtung des Circus Maximus), der nach ihm den Beinamen Pompeianus hatte. Das darin verehrte Kultbild war vom berühmten griechischen Bildhauer Myron gestaltet worden. Das hölzerne Gebälk hatte einen Giebel etruskischer Art berichtet Vitruv.

Ausserhalb Roms war das Terassenheiligtum des Hercules Victor in Tibur (Tivoli) eine wichtige Verehrungsstätte. Die Reste der Anlage sind heute noch sichtbar. Auch hier waren Händler die Initiatoren des Kultes. Tibur und Rom waren durch die Via Tiburtina und die Wasserstrasse des Anio miteinander verbunden. So ist es möglich, dass auch der Hercules in Tibur ursprünglich ein phönizischer Gott Melkart war.

Die Via Tiburtina wurde in republikanischen Zeiten bis nach Alba Fucens verlängert; einem Bergort, der 304 v.Chr. den Status einer römischen Kolonie erhalten hatte und wo berühmte Staatsgefangene, wie etwa Perseus von Makedonien, gefangen gehalten wurden. 1960 wurde dort ein Herculesheiligtum aus dem frühen 1. Jh. v.Chr. mit einem 2,4 m hohen sitzenden Skulptur aus Marmor archäologisch erschlossen. Die Statue ist aus mehreren Teilen zusammengesetzt und bereits in der Antike mehrmals verändert worden. So wurde der ursprünglich nackte Unterkörper mit einem Schurz verhüllt. Neben kultischer Weiterentwicklung dürfte hier auch provinzielle Prüderie im Spiel gewesen sein. Da von einer Sitzgelegenheit nichts gefunden wurde, wird angenommen, dass dieser Hercules auf einem Naturfelsen thronte. Er verkörperte so als Stadtgott die Lage von Alba Fucens, das etwa 1000 m über dem Meeresspiegel lag. Dem bärtigen Gott diente eine mit einem Band umschlungene Lorbeergirlande als Kranz. Linkerhand hielt er ein flaches Gefäss. Die Kleinheit deutet nicht auf einen Trinkbecher, sondern auf ein kleines Weihrauchbecken hin. Die rechte Hand war vorgestreckt; seinem Blick folgend. Möglicherweise hatte sie sich auf eine Keule gestützt. Vor der Kultstatue wäre auch ein turibulum (= Weihrauchständer) anzunehmen.

Weihrauch wurde selbst nach dem Niedergang Karthagos noch von phönizischen Händlern nach Italien importiert. So könnte die Gründung des Ara Maxima in Rom durchaus mit dem Weihrauchhandel der Phönizier in Zusammenhang stehen, denn dieser Handel stand unter besonderem Schutz des mit Melkart gleichgesetzten phönizischen Sonnengottes. In Mittelitalien wurden zahlreiche bronzene turibula etruskischen Stils gefunden.

Durch die Geste des Weihrauchspendens trat die Gottheit mit den Menschen in Verbindung, indem sie die Bereitschaft bezeugte, auf die Bitten der Gläubigen einzugehen. In der römischen Religion wurde etwa Iuventas - die personifizierte Jugend - mit einem Weihrauchkästchen dargestellt. Sie wurde mit der griechischen Hebe gleichgesetzt und wurde dadurch zur olympischen Gemahlin des Hercules. Bereits 218 v.Chr. wurde Iuventas durch Sprüche der Sibyllenischen Bücher mit ihm verbunden und an einem der vielen Herculestempel bereitete man ihr ein Kultmahl.

Die Feindschaft des griechischen Herakles mit Hera fand in der griechischen Kunst kaum Wiederhall. Die Etrusker hingegen haben diesen Streit, nun zwischen Hercle und Uni, mehrmals aufgegriffen. Handgreiflichkeiten zwischen den beiden wurden zuweilen von Tinia, dem etruskischen Zeus, in der Rolle als oberste Instanz und Hüter aller Verträge geschlichtet. Der Streit endet zumeist durch eine Versöhnung auf kultischer Ebene. Mythen mit diesem Inhalt nennt man aitiologisch. Das sind Mythen, die einen bestehenden Kult zu erklären suchen. Der vorliegende dürfte vorwiegend privat-römischer Natur sein. Aus einem Kommentar des Iunius Philargyrius zu den Werken Virgils heisst es, dass, wenn in einem vornehmen Haus ein Knabe geboren wird, die Iuno Lucina im Atrium ein lectus (=Sofa) und Hercules einen mensa (= Tisch) erhält. Es handelt sich schlichtweg um ein privates lectisternium (= Götterbewirtung). Bei Geburt eines Stammhalters einer Familie wurden so beide Gottheiten bewirtet. Bei jeder anderen Geburt ist nur der Tisch für Iuno bekannt. Die bewirteten Götterpaare waren selten im olympischen Sinne verheiratet, sondern wurden Kraft ihrer gegenseitigen Eigenschaften gepaart. Minerva hingegen ist bereits in Griechenland als Begleiter des Hercules dargestellt worden. Die römische Sakralkunst übernahm dies in ihrer frühesten Phase. Minerva ist hierbei aber nicht Gemahlin, sondern wirkt neben Hercules als göttliche Erzieherin.

Seine Symbole waren die Keule, ein Bogen und das Löwenfell. Die Keule war nicht einfach ein primitiver Prügel, sondern eine kunstvoll hergestellte Waffe. Als Pflanze war ihm die Weisspappel heilig. Das Schwein war das typische Opfertier für den Herculeskult. In zahlreichen Lararien der Kaiserzeit wird der Hausgott Hercules mit seinem Trinkbecher dargestellt. Auch die Äpfel der Hesperiden tauchen immer wieder auf. Die ältesten Statuetten zeigen Hercules in einer Tracht, die dem phönizischen Melkart entspricht. Der Kopf des Löwenfells bildet eine Kapuze, die Vorderläufe sind über der Brust verknotet, der Rest schmiegt sich symmetrisch an den Körper. Ein Gürtel oder eine Schliesse waren optional. Unter dem Fell zeigt sich eine Tunika, die bis auf die Oberschenkel reicht. Die Griechen wiederum exportierten ihre Darstellungen vor allem auf Vasen nach Italien. In Summe kennt man drei Typen: kyprisch (mit phönizischer Tracht), skythisch (mit skythischer Mütze, z.T. anderem Fell, Pfeil & Bogen und in Begleitung einer Hirschkuh) und italisch (mit Lendenschurz). Die einigermassen nackten Darstellungen des Hercules rühren aus einer späteren Zeit. Zu Zeiten Herodots brachte es einem Orientalen noch Schimpf und Schande ein, wenn er nackt gesehen wurde. Aber auch als alternden Heros stellte man Hercules zuweilen dar. So in einer verloren gegangenen Kolossalstatue aus Bronze, die von Lysippos in Tarent errichtet wurde. Seit 209 v.Chr. stand sie in Rom und später in Konstantinopel. Der alternde Held war müde von der Reinigung des Augiasstalles und wurde mit dem Mistkorb dargestellt. Die Symbolik dahinter beruhte auf der Funktion des Hercules als unbesiegter Held und leidender Gerechter. Diese Statue lieferte die Basis für weitere Schöpfungen der byzantinischen Kunst.

Im Laufe der Jahrhunderte wurde er einer der beliebtesten Götter des römischen Volkes. Selbst Kaiser verglichen sich in ihrem Grössenwahn mit Hercules Invictus - dem siegreiche Hercules -, so etwa Commodus. Kaiser Trajan verehrte Hercules Gaditanus als Gott seiner spanischen Heimat. Augustus sah in ihm ein göttliches Vorbild, das mit Einsatz seines Lebens die Lorbeeren errang. Der Vergleich eines Herrschenden mit Hercules war aber bei weitem keine römische Erfindung. In Griechenland und den hellenistischen Staaten des Ostens war diese Praxis ein wichtiger Bestandteil der Panegyrik (= Lob- und Festredekunst). Vergil und Horaz knüpften an diese Tradition an.

Die Kunst nahm sich des Hercules-Motivs seit der Antike an und entwickelte immer wieder neue Interpretationsformen. Noch heute steht sein Name für heldenhaften Mut und übermenschliche Stärke.

Bildnis des Hercules auf einer Gemme
verm. 2.H.1.Jh.v.Chr.
ex libro E.Simon "Die Götter der Römer" (c) Hirmer Vlg.

Hercules mit Keule, Bogen, Pfeilköcher & über die Hand geworfenes Löwenfell
auf einem Medaillon des Maximianus Herculius

ex commentario periodico "money trend"12/2002

Die Keule des Hercules
auf einem Sesterz des Commodus, der sich als
personifizierter Gott fühlte

ex commentario periodico "money trend" 11/2008


Quellen: E.Simon "Die Götter der Römer", H.Gärtner "Kleines Lexikon der grch. & röm. Mythologie", H.Pleticha & O.Schönberger "Die Römer"


*) da es sich um ursprünglich griechische Sagen handelt werden hier die griechischen Götternamen verwendet.
 

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(PL)