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Senatspolitik in der Republik

Von den Punischen Kriegen zum Prinzipat

Während des 2.Jh.v.Chr. konnte zumeist das Einvernehmen aller Stände durch den Senat erreicht werden; ein Ideal, um das künftige Generationen dieser Zeit nachtrauern sollten. Die einzigen ernstzunehmenden Auseinandersetzungen gab es nicht zwischen den gesellschaftlichen Schichten, sondern innerhalb der rivalisierenden Parteien im Senat selbst. Das Volk hätte zwar theoretisch ein Eingriffsrecht gehabt, verzichtete jedoch darauf.

Als sich schliesslich gravierende Probleme bemerkbar machten, entstanden sie ebenfalls nicht in der Masse des Volkes sondern zwischen rivalisierenden Rittern und den Senatoren. Ihre Auseinandersetzungen sollten eine Krise von beispielsloser Auswirkung herbeiführen und das Ende der Republik einläuten.

Eine dieser Krisen war die Zeit der Gracchen, als den Senatoren die Verfügungsgewalt über das römische Staatsland zu entgleiten drohte. Tiberius Gracchus hatte als Volkstribun ein Gesetz zur Beschränkung des Grossgrundbesitzes eingebracht. Das Gesetz wurde von den Senatoren heftigst bekämpft. Im Zuge der Auseinandersetzungen wurden die Grenzen der römischen Staatsverfassung deutlich. Präzedenzfälle waren nicht vorgesehen und erzeugten immer Unruhe, wenn sie auftraten. So bewarb sich Tiberius Gracchus ein zweites Mal als Konsul gleich nach seinem ersten Konsulat. Seine Gegner im Senat hatten jedoch die Oberhand gewonnen und die meisten führenden Anhänger wurden ermordet.

Nach dieser Hetzjagd waren die Senatoren selbst entsetzt über ihre Kaltblütigkeit und versuchten alles um die öffentliche Ruhe wieder herzustellen. Tiberius' Bruder Gaius Gracchus wollte seinen Bruder rächen und gleichzeitig die Republik völlig umgestalten.

In diese Zeit fällt auch die endgültige Trennung von Senatoren- und Ritterstand. Letztere wurden sich ihres Einflusses immer mehr bewusst und beide Gesellschaftsgruppen begannen sich von einander unterschiedlich zu entwickeln. Das führte im Zusammenhang mit einigen Gracch'schen Gesetzesänderungen zu einer Reduzierung des Einflusses der Senatoren auf die Gesamtverwaltung.

Die radikale Gruppe im Senat nahm dies nicht hin, manövrierte Gaius Gracchus aus und sorgte für ein Blutbad in Rom, das sich als einschneidendes Ereignis für den Niedergang der Republik erweisen sollte. Zum ersten Mal hatten reine Klasseninteressen über die des Gesamtstaates gesiegt. Damit hatte der Senat auch die ausgleichende Funktion, die er noch nach den Punischen Kriegen dargestellt hatte, verloren. Von nun an wurde das Gremium zum Instrumentarium einiger weniger einflussreicher Männer zur Durchsetzung der eigenen Interessen degradiert.

Die Senatoren gingen sogar so weit, dass sie falsche Volksführer aus ihren eigenen Reihen zuliessen, die das Volk bei Laune hielten und Scheinzugeständnisse verteilen konnten. Mitverantwortlich war auch die immer grösser werdende Kluft zwischen Arm und Reich. Um ein Ventil für diese gefährliche Situation zu haben, begann von nun an die eigentliche Imperialismuspolitik des Senats, die erst mit Caesar und Oktavian in eine andere Richtung getrieben werden sollte.

Während des Krieges gegen den numidischen König Jugurtha wurde erstmals das Recht des Senats, einen Krieg zu führen, vom Volk in Frage gestellt. Der - in den Augen der Oberschicht - Emporkömmling C. Marius hatte bei dieser wechselhaften Auseinandersetzung mehr erreicht als alle Magistrate mit Imperium zusammen. Zuvor war eine Senatskommission die erbrechtliche Teilung des numidischen Königreiches angegangen. Jugurtha war mit der Regelung unzufrieden und liess bei der Eroberung einiger Städte zahlreiche römische Kaufleute umbringen.

Das aufgebrachte Volk zwang den Senat den Krieg auf, obwohl eine römische Armee in den Alpen von Barbaren soeben vernichtend geschlagen worden war. Im weiteren Verlauf spielte der König die Uneinigkeit des Senats zu seinen Gunsten aus, überschätzte aber seine eigene Macht. Nach schweren römischen Niederlagen in Africa verlangte das Volk die Bestrafung der Verantwortlichen im Senat. Ritterschaft und Volk taten sich in Folge zusammen und erreichten den Einfluss auf die Aburteilung von korrupten oder unfähigen Statthaltern.

Die Siege des C. Marius zwangen dem Senat seine Politik auf, denn erstmals in der Geschichte Roms hatte ein Feldherr nicht eine Senatsarmee, sondern eine Volksarmee kommandiert, die ihrem Kommandierenden voll und ganz ergeben war. Er liess sich für eine politische Fraktion einspannen, wechselte aber in einem bedrohlichen Moment die Seiten. Nach einigen Morden und der Abreise von Marius in den Osten, hatte der Senat - zumindest theoretisch - wieder das Sagen in Rom.

Traditionell ausgerichtete Senatoren gingen nun daran die Korruption in Asien zu bekämpfen und der Volkstribun Drusus schaffte es Ritter und Senatoren gleichermassen gegen sich aufzubringen, indem er im politischen Ränkespiel kräftig mitmischte. All dies, und weil der Senat den römischen Verbündeten das Bürgerrecht verwehrte, führte in den Bundesgenossenkrieg. Der Senat entfaltete hierbei seine ganze Energie und wie durch Zauberhand standen alle geschlossen hinter ihm.

Es hatte sich gezeigt, dass Eintracht und Gleichgewicht vor allem von einzelnen Männern gestört werden konnten, die genügend persönliche Macht und Verankerung im Volk gewinnen konnten. Für die ausgehende Republik sollte dies den Todesstoss bedeuten.

Die internen Auseinandersetzungen waren noch nicht beigelegt und so kam es, dass der Senat vor der Macht der Konsuln Marius und Cinna kapitulieren musste. Der im Osten erfolgreich kämpfende Feldherr Sulla kehrte nach Beendigung der Kampfhandlungen nach Rom zurück und entriss den beiden die Macht. Wieder hatte der Senat sich einem einem einzelnen Mann zu beugen. Sulla wurde die Diktatur angetragen und das Ergebnis waren Säuberungen in der Senatoren- und Ritterschaft. Mit harter Hand reformierte er das Staatswesen und trat, nachdem andere mächtige Männer ihm das Leben schwerzumachen begannen, zurück.

Die Reformen Sullas hatten die grundsätzlichen Probleme der Senatsherrschaft nicht beseitigen können und die beiden gegnerischen Gruppen im Senat, die Popularen und die Optimaten, traten umso mehr hervor.

Der Senat versah immer mehr Einzelpersonen mit enormen Machtmitteln, die diese dann auch gegen das Gremium einsetzen konnten. Die neuen Männer hiessen Pompeius, Crassus, Lepidus und nicht zuletzt C. Iulius Caesar.

Die Niederschlagung der Catilinischen Verschwörung stärkte noch einmal das Ansehen des Senats und bewirkte einen vorübergehenden Ausgleich. Der siegreich aus dem Osten heimkehrende Pompeius verzichtete auf Massnahmen à la Sulla und entliess seine Armee vorschriftsmässig.

Der Politik des Senats wurde mit dem ersten Triumvirat von Caesar, Crassus und Pompeius, eine eiserne Klammer umgelegt. Die Vereinbarung der drei Männer diente lediglich sich für die eigenen Ziele den Rücken frei zu halten. Senatorische Gegner, wie etwa Cicero, wurden ins Exil getrieben.

Seit Sulla war klar, dass der römische Staat ohne eine Art "Beschützer" nicht weiterexistieren konnte. Die Senatspolitik war in diesem Punkt immer dieselbe: Die oligarchisch denkenden Senatoren erwählten den für sie am weniger gefährlich erscheinenden Kandidaten zu ihrem Beschützer. Was sie dabei übersahen war, dass sich Zahl der Bevölkerung erhöht hatte und auch das römische Imperium sich ausgebreitet hatte. Die Volksmeinung wurde von ihnen völlig ignoriert.

In der Auseinandersetzung zwischen Caesar und Pompeius standen die verschiedenen Fraktionen des Senats auf den jeweiligen Seiten. Die neutralen Senatoren flüchteten auf ihre Landgüter, um der gefährlichen Situation zu entgehen. Pompeius hatte 200 Senatoren mit sich genommen und eine Art Gegenregierung in Makedonien etabliert. Die militärischen Erfolge Caesars brachten jedoch alles wieder unter eine Hand.

Nach der Eroberung Ägyptens musste auch der Senat anerkennen, dass sie mit Caesar einen Mann hatten, der in die Fussstapfen Alexanders des Grossen trat. Die meisten Gegner in den Reihen der Senatoren beugten sich Caesars Macht und der berühmte Cato beging Selbstmord.

Die Gegner gaben sich allerdings noch nicht geschlagen, wurden aber nun grösstenteils aus anderen gesellschaftlichen Gruppen rekrutiert. Zahlreiche Senatoren - unter ihnen Cicero - gaben sich der Illusion hin, dass mit dem Tod Caesars die klassischen Verhältnisse der Republik wieder hergestellt werden könnten. Doch verlängerten die Mörder Caesars nur den Bürgerkrieg, der schliesslich zugunsten Oktavians entschieden wurde, der das Werk seines Adoptivvaters fortsetzte und weiterentwickelte; was in die Herrschaft des Prinzipats mündete.

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Auch Rom wurde nicht an einem Tag erbaut.

 
 

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(PL)