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Marcus Ulpius Traianus

Herrschaft und Wirken II (Dakien)

Als Feldherr und Truppenkommandant war Trajan hochbegabt. Die Beliebtheit bei den Soldaten fusste unter anderem in seiner Bereitschaft alle Widrigkeiten und Gefahren des Krieges mit ihnen zu teilen. Bei Amtsantritt herrschte an den Grenzen im wesentlichen Ruhe. Die Feldzüge Domitians hatten auch die Donaugrenze einigermassen einen friedlichen Charakter zurückgegeben. So wurden alle Feldzüge Trajans vor allem aus drei Gründen heraus betrieben: erstens seine persönliche Vorliebe für das Soldatenleben, zweitens um von innenpolitischen Krisen abzulenken und drittens um die Soldaten beschäftigt zu wissen.

Schon bald nach seinem Regierungsantritt scheint Trajan einen militärischen Geheimdienst zum Schutz der Regierung und seiner Person aufgebaut zu haben. Die wichtigsten Agenden dieses Dienstes wurden den frumentarii übertragen. Ursprünglich handelte es sich dabei um im militärischen Verpflegungswesen tätige Kuriere. Sie operierten von ihrem castra peregrinorum (Hauptquartier auf dem Caelius in Rom) aus und unterhielten an den Strassen ausserhalb der Hauptstadt Stützpunkte.

Zudem schuf der Kaiser mit den equites singulares eine neue Leibwache aus Kavallerieeinheiten. Die Mitglieder dieser vorerst 500 Mann, später 1000 Mann, starken Truppe wurden sorgfältig aus Germanen und Pannoniern der in diesen Provinzen beheimateten berittenen Auxiliareinheiten ausgewählt. Sie bildeten ein Gegengewicht zur italisch geprägten Prätorianergarde.

Die beiden ersten grossen Feldzüge richteten sich gegen das mächtige Königreich Dakien nördlich der unteren Donaugrenze im Gebiet des heutigen Rumänien. Schon Domitian hatte von 85 bis 89 gegen die Daker gekämpft und Mühe gehabt sie von römischem Territorium fernzuhalten. Schon bald hatte sich der Dakerkönig Decebalus über den damals geschlossenen Friedensvertrag hinweggesetzt. Über die Notwendigkeit des Krieges kann heute nur mehr spekuliert werden. Auf alle Fälle wollte Trajan künftigen Konflikten ein für alle Mal vorbeugen und begann bereits 99 mit entsprechenden Planungen.

Anfang 101 verliess der Kaiser die Hauptstadt und zog mit seinen Truppen über die Donau tief in dakisches Gebiet. Bei Tapae wurde gegen Jahresende ein feindliches Heer besiegt. Während des Winters unternahm Decebalus einen Gegenangriff und überquerte die untere Donau. Die Angreifer wurden jedoch über den Fluss zurückgeworfen.

Im Jahr darauf konnte der Krieg für Römer siegreich beendet werden. Trajan hatte einen weiteren tiefen Vorstoss ins Reich der Daker gewagt und sein Lager vor deren Hauptstadt Sarmizegethusa aufgeschlagen. Decebalus ersuchte Mitte 102 um Frieden und erhielt ihn unter einigermassen akzeptablen Bedingungen. Sein Reich wurde jedoch drastisch beschnitten. Als Trajan nach Rom zurückkehrte, veranstaltete er einen grossen Triumphzug und der Senat verlieh ihm den Titel Dacicus (bis dahin gab es im Kaiserreich nur den Titel Germanicus; ab diesem Datum konnte jedes besiegte Volk für einen Beinamen herhalten). Damit war der erste Dakerkrieg auch religiös-juristisch beendet.

Der Friedensvertrag hielt nicht so lange, wie die Römer gehofft hatten und im Jahre 105 musste Trajan abermals gegen Decebalus ziehen. Da der Anmarsch einige Zeit in Anspruch nahm, hatten die Daker die Gelegenheit genutzt um die römischen Aussenposten einzunehmen und Verbündete zu sammeln.

Aber auch die Römer hatten die Jahre genutzt und ihre Ingenieurleistung eingesetzt. Apollodorus von Damaskus, der Chefarchitekt des Kaisers, hatte eine gewaltige Donaubrücke errichten lassen. Cassius Dio zufolge soll die Brücke alle anderen trajanischen Bauten an Bedeutung überragt haben. Nun konnten die römischen Soldaten einfach und schnell das Ufer wechseln.

Die militärische Organisation hatte sich unter Trajan verändert. Die klassische Legionsstärke war etwas vermindert worden. Insgesamt marschierten 66.000 Legionäre in 14 Legionen (von insgesamt 30) in Dakien ein oder sicherten die Donaugrenze im Operationsgebiet. Zählt man alle Legionen, Hilfstruppen, abkommandierten Teilstreitkräfte und die Flotteneinheiten zusammen, waren an die 200.000 Mann für das Gelingen des Feldzuges bereitgestellt worden. So wurden auch 11.000 Mann Spezialtruppen mitgeführt, die in numeri bzw. symmacharii zu je 300 Mann gegliedert waren. Sie stellten Trajans Versuch dar, die besonderen Eigenschaften und Fähigkeiten von Volksgruppen gebündelt zum Einsatz zu bringen.

Der Anmarsch der römischen Legionen liess die meisten Bundesgenossen von Decebalus abfallen. Trotz eines missglückten Attentats auf den Kaiser rückte Trajan bis zur Hauptstadt Sarmizegethusa vor. Im zweiten Dakerkrieg gab es keine Friedensverhandlungen mehr. Die Stadt wurde erobert, der Staatsschatz des Königshauses nach Rom verbracht und der König gejagt. Dieser nahm sich das Leben um der Gefangennahme zu entgehen. Sein Kopf wurde auf der Gemonischen Treppe, vom Forum Romanum zum  Capitol führte, zur Schau gestellt. Ende 106 waren alle verbliebenen Widerstandsnester besiegt, ein gefährlicher Gegner jenseits der Donau beseitigt und Dakien wurde als Provinz dem Imperium hinzugefügt. Diese zog rasch zahlreiche Neusiedler, vor allem aus den östlichen Provinzen, Dalmatien und Thrakien an. Gemeinsam mit Veteranen förderten sie die rasche Romanisierung des neuen Gebietes.

Die Rückkehr aus den neueroberten Gebieten feierte Trajan im Frühsommer 107 mit einem erneuten Triumphzug, in dessen Rahmen eine reihe extravaganter Spiele veranstaltet wurden. Zehntausend Gladiatoren traten in den Arenen auf und elftausend Tiere mussten ihr Leben bei den Tierhetzen lassen.

Die Kriegsbeute war beachtlich. 50.000 Kriegsgefangene, 500.000 Pfund (ca. 163 Tonnen) Gold (allerdings in minderer Legierung) und eine Million Pfund (ca. 327 Tonnen) Silber wurden der römischen Wirtschaft zugeführt. Den grössten Teil verwendete der Kaiser für öffentliche Bauten. In Ostia wurde hinter dem Hafen des Claudius ein weiteres Hafenbecken in Hexagonalform samt Infrastruktur aus dem Boden gestampft. Überall entstanden neue und verbesserte Marktplätze und ein neues überdachtes Forum ergänzte diese rege Bautätigkeit.

Dieses Forum Traiani (Trajansforum) wurde am 1. Jänner 112 eingeweiht und die Trajanssäule, eine Siegessäule auf die Dakerkriege, folgte im Mai 113. Die Trajansthermen (109) auf dem Gelände von Neros Goldenem Haus, die Naumachia Traiani (Amphitheater für nachgestellte Seeschlachten) und die Aqua Traiani (109), Roms letztes grosses Aquädukt, ergänzten die Wirtschafts- und Siegesbauten.

Mit den Trajansthermen wurde der erste wirklich grosse Thermenbau der Hauptstadt unternommen. Alle anderen bekannten Grossanlagen stammen aus späterer Zeit. Allein das eigentliche Bad war dreimal so gross wie das der Thermen des Titus. Der Bau wurde von Apollodorus durchgeführt, der die Möglichkeiten der römischen Betonbauweise hier vollkommen ausschöpfte.

Das Trajansforum wurde ebenfalls von Apollodorus entworfen und sollte das grösste aller Kaiserforen bleiben. Mit einer Fläche von 166 mal 110 Metern schnitt sich das Gebäude tief in den Quirinal ein. Auf drei stufenförmigen Terrassen war Platz für mehr als 150 Geschäfte. Die Hallen waren aus Beton und harte im Ofen gebrannten hitzebeständigen Ziegelsteinen gebaut.

Statue von
Kaiser Trajan
e collectione imaginum W.Tungsten
(c) incognitus


Quellen: C.Scarre "Die römischen Kaiser", M.Grant "Die römischen Kaiser", M.Clauss "Die römischen Kaiser"

 

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(PL)