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Marcus Ulpius Traianus

Herrschaft & Wirken IV (Parthien)

Zwischen 107 und 113 herrschte Frieden im Römischen Reich und mit seinen Nachbarn. Doch im Jahre 114 zog Trajan erneut in den Krieg und ab diesem Zeitpunkt verbrachte er den Rest seines Lebens hauptsächlich auf Feldzügen an der Ostgrenze. Vor dem neuen Krieg war bereits die Provinz Arabia 106 mit der Hauptstadt Petra errichtet worden. Allem Anschein nach dürfte diese friedliche Territorialerweiterung nicht im Zusammenhang mit dem kommenden Konflikt gestanden sein.

Diesmal war der Gegner das Reich der Parther. Im Verlauf der bisherigen römischen Geschichte hatten parthische Heere des öfteren römische Legionen besiegt, doch nun war ihr Reich am Zerbröseln. Seine innenpolitische Schwäche versuchte der Partherkönig durch militärische Aussenpolitik mit erhofftem Prestigegewinn wettzumachen.

Der unmittelbare Anlass für die römisch-parthische Auseinandersetzung bildete das Königreich Armenien, einem nördlichen Pufferstaat zwischen beiden Mächten. Die Parther waren in das Land eingedrungen und hatten einen ihnen genehmen Marionettenkönig eingesetzt. Damit war das empfindliche Gleichgewicht der Kräfte im Osten gestört worden, denn die bisherige Praxis billigte den Parthern zwar ein Vorschlagsrecht, jedoch nicht die formelle Einsetzung des armenischen Königs zu. Zunächst schien Trajan den Konflikt noch auf diplomatischem Weg lösen zu wollen, scheiterte aber vermutlich an der konfusen parthischen Innenpolitik.

Nun reagierte Trajan entschlossen. 113 setzte er per Schiff in die östlichen Provinzen über, wo zahlreiche Militärkräfte zusammengezogen wurden. Trajan marschierte in Armenien ein, stürzte die Monarchie und machte das Gebiet zur römischen Provinz. 115 weitete er sein Operationsgebiet aus und in einem ebenso genialen wie spektakulären Vorstoss eroberte er Mesopotamien samt der parthischen Hauptstadt Ctesiphon (unweit von Bagdad). Für die Zeit der Eroberung hatte nun Rom einen Brückenkopf am Persischen Golf und der Kaiser erhielt infolge der ermutigenden Nachrichten aus dem Osten am 20. oder 21. Februar 116 vom Senat den Siegestitel Parthicus verliehen.

Der erzielte Erfolg war jedoch nicht von langer Dauer. In den letzten Monaten seines Lebens musste Trajan eine Reihe von Niederlagen einstecken. Ende 116 erhoben sich die jüdischen Einwohner Südmesopotamiens gegen die Besatzungsmacht und sie erhielten Unterstützung von ihren Glaubensbrüdern in Ägypten, Cyrene und auf Zypern. Der - wie es scheint - grossflächig koordinierte Aufstand konnte nur mit Mühe und grösster Brutalität unter der Führung des maurischen Fürsten und Senators Lusius Quietus niedergeschlagen werden. In Ägypten traten die Legionen sogar zu einer offenen Feldschlacht mit den Aufständischen an! Diese labile Situation ausnutzend, vereinigten sich die zersprengten parthischen Heere und griffen die Römer im Norden des Landes, in Adiabene und in Armenien an. Damit wollten sie Trajans Nachschublinien unterbrechen.

Trotz aller Widrigkeiten blieben die Römer einigermassen Herr der Lage. In Ctesiphon wurde ein Marionettenkönig der Parther eingesetzt, doch konnte sich dieser nicht behaupten. Um einer drohenden Niederlage auszuweichen, entschloss sich Trajan seine Truppen aus Parthien vorläufig abzuziehen. 117 misslang den Römern die Einnahme der Wüstenstadt Hatra. Bei einem Ritt um die Stadtmauer verfehlte eine Pfeil nur knapp den Kaiser und tötete einen Leibwächter. Die Situation der Belagerer verschlechterte sich wegen Holzmangels zunehmend und Trajan gab die Belagerung auf.

Zum selben Zeitpunkt erhob sich die jüdische Bevölkerung der Cyrenaica im heutigen Syrien. Hier spielten nicht nur Unmut gegen die römische Herrschaft (insbesondere gegen den fiscus Iudaicus (von Vespasian eingeführte Sondersteuer für Juden)), sondern auch Erwartungen eines kommenden Messias eine Rolle. Viele Juden waren einmal Untertanen der Parther gewesen und durch deren föderales Regierungssystem kaum mit der Staatsmacht in Berührung gelangt. Zudem war zu befürchten, dass nach der Zerschlagung des parthischen Reiches der Fernhandel zum Erliegen gebracht werden könnte.

Der Aufstand wurde von einem gewissen Andreas Lukuas angeführt, der sich zuerst nicht gegen die Römer, sondern gegen die griechischen Mitbewohner wandte. Seine Erhebung wurde grausam niedergeschlagen. 220.000 Menschen sollen dabei den Tod gefunden haben.

Die Unruhen griffen auf Zypern und - was noch schwerwiegender war - auf Ägypten über. So musste der römische Heerführer Quintus Turbo mit seiner riesigen Streitmacht an zwei Unruheherden gleichzeitig kämpfen. Die Feindseligkeiten zwischen Juden und Griechen in Ägypten wurden ebenfalls unter grossen Schwierigkeiten und Opfern niedergerungen.

Auf Zypern hatten rebellierende Juden unter ihrem Anführer Artemion die Stadt Salamis verheert. In Judäa selbst konnte ein Aufstand durch Roms fähigsten Reiterführer, dem Mauretanier Lusius Quietus, schnell und gewaltsam ein Ende bereitet werden. Schwierigkeiten entwickelten sich nun auch an der Nordgrenze. Trajan liess seine Armee in Syrien zurück und begab sich nach Rom um die Probleme in den Griff zu bekommen.

Portraitbüste
Kaiser Trajans
(c) incognitus


Quellen: C.Scarre "Die römischen Kaiser", M.Grant "Die römischen Kaiser", M.Clauss "Die römischen Kaiser"

 

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(PL)