Version LX

KULTUR
Medizin


ÄGYPTEN
MESOPOTAMIEN
NAHER OSTEN
GRIECHENLAND I
GRIECHENLAND II
HELLENISMUS
ROM I
ROM II
CHRISTENTUM
BYZANZ

zurück zum
Medizinindex

zurück zur
Übersicht Kultur

zurück zum Index

Medizin im alten Griechenland I

Die älteste literarisch nachweisbare Medizin findet sich in den Epen Homers und stand im Zeichen der auf Erfahrung beruhenden Heilkunst. In der frühen griechischen Oligarchie wurde sie vor allem von Angehörigen der Führungsschicht ausgeübt, deren Bildungshorizont - wie es scheint - auch derartige Fertigkeiten enthielt. Den Schwerpunkt bildete die Wundheilung, wohingegen andere Disziplinen zwar im Ansatz vorhanden, aber infolge des einseitigen Bedarfs der Auseinandersetzungen auf den Schlachtfeldern in den Hintergrund traten.

So dachte man anfangs, Krankheit (nicht Verletzung!) würde alleine von den Göttern gesandt. Folglich standen abseits der Wundversorgung Priester und -innen an der vordersten medizinischen Front. Als Heilgötter kamen Apollon und Artemis (Geburt), aber auch Pallas Athene (wegen des ihr heiligen Ölbaums) und Herakles (als Befreier von Krankheiten und Seuchen). Sie alle wurden aber in späterer Zeit in den Schatten gestellt von Asklepios, den man mythologisch zum Sohn des Apollon und der Nymphe Koronis erhoben hatte.

Asklepios - später von den Römern als Aesculapius offiziell als Heilgott übernommen - wurden grundlegende Erkenntnisse der Medizin zugeschrieben: Chirurgie, Kuren, Dosierung von Medikamenten als Gift oder Heilmittel. Schnell machten auch Wunderheilungen die Runde und verstärkten den Charakter des Göttlichen noch mehr. Asklepios sollte denn auch bis weit in das christliche Zeitalter verehrt werden.

Asklepios untersucht eine Patientin. Links stehen die Angehörigen,
hinter dem Arzt die Heilgöttin Hygieia. Relief aus dem 4.Jh.v.Chr.
(c) e libro M.Menghi "Das antike Griechenland"

Die neuen Asklepieia (Asklepios-Heiligtümer) wurden zu den ersten Zentren medizinischen Wissens. In dieser Atmosphäre etablierten sich auch frühe medizinische Schulen, die ihr Wissen jedoch nur dem Priesternachwuchs weitergaben. Die bedeutendsten Tempel standen in Epidauros, Pergamon und auf der Insel Kos.

Man bemühte sich die Anlagen so angenehm wie möglich für die Hilfe suchenden Kranken zu gestalten. Inmitten von ausgedehnten Hainen in gesundheitsfördernder Lage fand sich meist eine (Heil)Quelle. Dem Faktor Psychologie wurde somit ein hoher Stellenwert eingeräumt; er sollte für eine göttliche Heilung empfänglich machen. Neben den obligatorischen Geschenken an den Tempel wurde der Kranke durch rituelle Bäder, Fasten, Beten und Gesang vorbereitet. Er sollte durch innere und äussere Reinheit die richtige Therapie durch Heilschlaf erträumen. Erst dann machten sich die Priesterärzte ans Werk und taten alles in ihrer Menschenmacht stehende um zu helfen.

Einige Operationen konnten bereits schmerzlindernd vorgenommen werden, indem man sich entweder Hypnose oder Narkotika bediente. Bei Arzneien setzte man das ganze bekannte Spektrum an pflanzlichen und tierischen Stoffen aus der Volksmedizin ein. Zudem vertraute man auf die heilende (oder abwehrende) Wirkung von Amuletten.

Die zahlreich gefundenen Votivgaben belegen die hohe Zahl an erfolgreichen Behandlungen und mehrten natürlich den Ruhm des Tempels und ihrer Ärzte. Diese Asklepios-Medizin konzentrierte sich auf das rein Praktische und versuchte nicht, die Ursachen von Krankheiten zu ergründen. Mit dem Entfachen des Peloponnesischen Krieges 431 v.Chr. änderte sich die Lage jedoch dramatisch. Es wurden nun plötzlich zahlreiche Ärzte ausserhalb der Tempel benötigt, die auf den Schlachtfeldern die Verwundeten der neuen Massenheere zu versorgen hatten.

Mangelnde Getreidequalität bot in der Antike ein grosses Potenzial für Massenerkrankungen


Quellen: K-H.Leven "Antike Medizin", H.Pleticha & O.Schönberger "Die Griechen", M.Menghi "Das antike Griechenland", "Der kleine Pauly"

 

Sie wollen Fragen stellen, Anregungen liefern oder sich beschweren?
Dann klicken Sie auf meine Kontaktseite!

(PL)