Version LX

DER TRIUMPH
Römische Siegesfeiern


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Der Triumphator

Der Triumphator zog stehend auf dem Triumphwagen an den jubelnden Massen vorbei. Das Ziel war ein religiöses; der Tempel des Iuppiter Optimus Maximus Capitolinus.

Der Triumphator war immer ein mit Imperium ausgestatteter Magistrat, egal ob Praetor oder Consul, gegebenenfalls auch Dictator, später der Kaiser. Das ideelle Ziel eines Triumphes ist die Einlösung der vor einem Feldzug gegebenen vota (Gelübde). Ein Imperium galt nur ausserhalb Roms und wurde nur für die Tage des Triumphes auf das Stadtgebiet erweitert.

Der Triumphornat war goldbestickt und bestand aus  tunica palmata (palmenbestickte Tunika) und toga picta (mit Stickereien verzierte Toga), die beide purpurn waren und zusammen auch ornatus Iovis (Iuppiterornat) genannt. Die Stickereien der Tunika zeigte Palmzweige, die Toga dürfte mit Sternen bestickt gewesen sein. Wie der Ornat zur Zeit der Könige bzw. der frühen Republik aussah, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. König Tarquinius Priscus soll in einer Tunica aus Gold triumphiert haben.

Die Kopfbedeckung bestand gewöhnlich aus einem grünen Lorbeerkranz. In der rechten Hand hielt der Triumphator ebenfalls einen Lorbeerzweig, in der linken das Adlerszepter aus Elfenbein. Wie die Kinder trug er eine bulla (Goldkapsel als Amulett) um den Hals. Manchmal werden sowohl für den Triumphator als auch den Sklaven eherne Ringe erwähnt, die wohl der Abwendung von Unheil dienten.

Ein servus publicus (Staatssklave) hielt ihm noch die corona triumphalis (ein schwerer Goldkranz aus Eichenblättern, Edelsteinen und Binden, manchmal auch corona Etrusca genannt) über das Haupt. Der Kranz musste vom Sklaven den ganzen Triumphzug lang über das Haupt gehalten werden. Eine Ausnahme hiervon ist von Septimius Severus bekannt, der den Kranz parallel zu einem sonst nicht verwendeten weissen Triumphalornat trug. Der Kranz konnte zudem alleine für sich stehen. Seit dem 1.Jh.n.Chr. wurde bei Darstellungen mehr und mehr auf den Sklaven verzichtet und stattdessen eine Victoria präsentiert, die den Kranz hielt.

Der Sklave hatte die Aufgabe dem Triumphator ständig eine religiös motivierte (=unheilabwendende) Formel zuzuflüstern: Respice post te, hominem te esse memento (Blicke hinter dich; erinnere dich daran, dass du nur ein Mensch bist). Da die Zeremonie allgemein als glückverheissend für Stadt und Bürger galt, musste der Triumphator als über alle Massen erhobene Person besonders vor Unheil geschützt werden.

Das Gesicht des Triumphators wurde mit Mennige zinnoberrot gefärbt. Diese Tradition ging auf älteste Zeiten zurück. Jedenfalls vor der Einweihung der kolossalen Iuppiterstatue 69 v.Chr., wo keinerlei Rotfärbung des Gesichts erwähnt wurde und der Gott auch nur mit einem Hüftmantel bekleidet war. Dies ist das Bild, das uns noch heute vorschwebt. In archaischer Zeit sah die Statue allerdings völlig anders aus.

Bei der Weihe des Iuppitertempels am 13. September 507 v.Chr. stand im Mittelpunkt der Zeremonie eine von König Tarquinius Priscus beim Bildhauer Vulca von Veii in Auftrag gegebene Terrakottastatue. Auch die Giebel des Tempels wurden aus diesem roten Ton gefertigt und die darauf abgebildeten Quadrigen hatten die gleiche Farbe.

In seiner gesamten zeremoniellen Aufmachung verkörperte der Triumphator die insignia Iovis (Attribute des Iuppiter). Die genaue Gesamtinterpretation der Insignien stellt bis heute ein ungelöstes Rätsel dar. Es ist nicht bekannt, ob der Triumphator dem Iuppiter ähnlich gemacht wurde, er den Ornat nur als Symol und quasi „Statist“ trug oder er dem Gott gleichgesetzt war. Eine andere Denkrichtung sieht den Ornat rein im Zusammenhang mit den etruskischen Königen, deren Vorrecht der Triumph in der Königszeit war. Als praktikabel erscheint eine Kombination aller Versionen, die den römischen Religionsempfinden am nächsten kommt.

Auch in anderen Kulturen wurde ähnlich verfahren. Klearchos, der Tyrann von Herakleia am Schwarzen Meer von 366 bis 353 v.Chr., nannte sich selbst Zeus und seinen Sohn Keraunos (Blitz). Bei Siegesfeiern trug man ihm einen goldenen Adler voran und sein Gesicht wurde ebenfalls rot gefärbt. Im 4.Jh.v.Chr. gewandete sich der berühmte Arzt Menekrates von Syrakus nach erfolgreichen Behandlungen in ein Purpurgewand mit Szepter und Goldkranz. Was heute komisch und als Anmassung wirkt, hatte damals einen tieferen Sinn. Ein Heilungsprozess bedeutete das Erscheinen und Wirken des für den Arzt wichtigen Gottes. Er hatte sozusagen durch den Arzt eine Schlacht gewonnen.

Als rex (König) und Iuppiter ist der Triumphator Glücksbringer und Kraftspender (vgl. das Io Triumpe! als einen Ausruf der göttlichen Epiphanie (Erscheinung)). Durch die zahlreichen Amulette und sonstigen Vorkehrungen (z.B. der Sklave mit dem Kranz) ist er vor Unglück gefeit. Der Ausruf spielte übrigens auch in einem archaischen Lied der Arvalbrüder eine Rolle. Das in der Fassung von 218 v.Chr. auf uns gekommene Lied endet mit einem fünfmal hintereinander wiederholten triumpe um das Escheinen des Gottes zu erflehen.

Hatte der Triumphator Kinder, so durften sie an vorderster Front dabei sein. Die Kleinsten fuhren im Wagen mit, die grösseren - so etwa überliefert beim Flaviertriumph - ritten auf den Quadrigapferden. Die Ehefrauen fuhren nicht vorneweg mit, sondern höchstens in einem eigenen Wagen hinterher, wie beim Britannientriumph des Claudius überliefert ist.

Bei besonderen Ereignissen konnte es zu Unregelmässigkeiten kommen. Dem Consul Claudius Pulcher etwa, wurde 143 v.Chr. vom Senat ein Triumph verweigert und er feierte auf eigene Kosten trotzdem einen, der allerdings nicht auf den Albanerberg führte. Auch die Volkstribunen waren erzürnt und einer versuchte den Triumphator vom Wagen zu reissen. Da schritt Pulchers Tochter Claudia, eine Vestalin, ein stieg zu ihrem Vater auf den Wagen. Da sie sakrosankt war, konnte der Tribun nichts mehr unternehmen. Es ist interessant, dass sich Volkstribunen und Vestalinnen infolge ihrer absoluten Immunität solche Schnitzer erlauben konnten. Jeder andere Bürger wäre entweder von der Menge oder den Anhängern des Triumphators auf der Stelle gelyncht worden.

Vor dem Feldzug hatte der Feldherr mittels der Auguren den Willen der Götter zu erkunden. In Betracht kam das Verhalten der heiligen Hühner, extispicium (Eingeweideschau) oder aber das auspicium (Beobachtung des Vogelfluges). Gab es etwa zwei Consuln, die sich in einem Krieg gleichzeitig den Triumph verdient hatten, so galt die Regel, jenem Magistrat den Triumph feiern zu lassen, der am Tage der Schlacht das auspicium inne hatte. Daran erkennt man den hohen religiösen Faktor der Triumphalzeremonie. Der verwendete Lorbeer hatte nicht nur den Charakter eines „Siegesgrüns“, sondern auch religiöse - vor allem reinigende und entsühnende - Bedeutung.

Der Einfluss griechisch-hellenistischen Denkens zeigt sich nicht nur in der Verwendung des Wortes pompa (grch. pompe für Prozession, Festzug) sondern auch in der direkten Übernahme bekannter Organisationsmuster. 271 v.Chr. feierte Ptolemaios Philadelphos seinen Sieg im Ersten Syrischen Krieg mit einem Festzug durch Alexandria, in dem ein goldenes Bild Alexanders d.Gr. zwischen den Statuen der Nike und Athena auf einem Elefantenwagen mitgeführt wurde. Die späte Republik in Rom kupferte dies einfach ab. Pompeius wollte bekanntlich sogar in einer Elefantenquadriga triumphieren und auf Münzen erschien nun gerne Victoria mit Elefanten. Um dies zu verstehen muss auf die Symbolik dieser Tiere hingewiesen werden. Sie galten als Lichtbringer und verkörperten die Ewigkeit.

Marcus Aurelius auf der Quadriga nach seinem Sieg über Markomannen, Jazygen und Quaden

Der einflüsternde Sklave ist bereits durch eine Victoria ersetzt.

Marmorrelief aus Rom, 176 n.Chr. (c) incognatus


Quellen: E.Künzl "Der römische Triumph", H.Pleticha, O.Schönberger "Die Römer, E.Simon "Die Götter der Römer",  J.-C.Fredouille "Lexikon der römischen Welt", "Der kleine Pauly"

 

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