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Mauerbrechwerkzeuge

Aries (grch. krios)

Ramm- oder Sturmböcke gehörten schon seit jeher zur Ausrüstung im Belagerungskampf. Der einfachste Rammbock besteht aus einem Balken, der von mehreren Männern im Takt gegen das einzudrückende Ziel gestossen wird. Mit Metall beschlagene Türen oder Mauern konnten damit nicht wesentlich beschädigt werden. Deshalb montierte man an der Spitze des Rammbockes einen Metallkopf. Schon früh hatte sich eingebürgert, diesem die Form eines Widderkopfes zu geben bzw. ihn anzudeuten.

Da die Bedienungsmannschaft eines Rammbockes praktisch ungeschützt den Gegenmassnahmen der Belagerten ausgesetzt ist, kam man darauf ihn auch bei Kriegsmaschinen einzusetzen. Speziell in Belagerungstürmen wurden überdimensionale Rammböcke installiert.

Rammschildkröten

Zumindest seit dem 4.Jh.v.Chr. montierte man Rammböcke auf Rädern, um sie einem Belagerungsturm gleich gegen die Mauern vorrücken zu lassen. In Griechenland dürfte Polyidus der Erste gewesen sein, der gedeckte mit einer Aufhängvorrichtung ausgestattete Rammböcke entwickelte. Sie wurden wie ihre Verwandten ebenfalls testudo bzw. chelone genannt und entsprachen wohl einem musculus. Dazu konnte noch ein Beobachtungsposten auf dem Dach kommen. Grössere Konstruktionen konnten durch aus über 7 m hoch werden und mit zusätzlichen Geschützen bestückt sein. Vor Rhodos sollen Rammschildkröten mit einer Bocklänge von über 50 m zum Einsatz gekommen sein.

Die bekannteste Rammschildkröte war jenes des Hegetor von Byzantium. Der mit einer massiven Eisenspitze versehene und mit Rohleder überzogene Bock hatte vermutlich eine Länge von 31 m. Die Schildkröte selbst hatte eine Länge von 18,62 m und eine Breite von 12,42 m. Sie lief auf acht Rädern von 1,99 m Durchmesser und 0,88 m Dicke. Die gesamte Konstruktion wurde mit den bekannten brandhemmenden Materialien bedeckt. Am Dach der Schildkröte stand die Konstruktion für den Rammbock und darüber gab es noch einen Beobachtungsturm. Knapp unterhalb des Bockes lag ein Zwischendeck auf dem Geschütze untergebracht waren. Möglicherweise gab es im Inneren der Konstruktion einen Mechanismus mit dem man die Höhe des Rammpunktes einstellen konnte. Im allgemeinen geht man bei dieser Maschine von 11,5 m Rammpunkthöhe aus. Der Bock wurde über Seilzüge in Schwingungen versetzt. Infolge dessen Grösse waren nur kleine Schläge gegen die Mauer möglich.

Römische Rammschildkröten hatten im Gegensatz zu ihren teilweise gigantischen griechischen Pendants einen Schutz über die gesamte Bocklänge und waren durch ihrer geringere Grösse auch mobiler. Die dritte abweichende Komponente war das extrem steile Spitzdach, das für ein Abrutschen der feindlichen Geschosse sorgen sollte. Auch Apollodorus entwarf Rammschildkröten und legte besonderen Wert auf ihre Zerlegbarkeit. Seine Konstruktion mass 7 m in der Länge und 3,5 m in der Breite. Daraus resultierte ein Rammbock von maximal 9 m Länge. Geht man von der Aufhängung aus, so war der Vorderteil länger als der rückwärtige Part, der zum Ausgleich mit einem Bleigewicht versehen wurde. Die Eiserne Rammspitze wurde nicht einfach aufgesteckt, sondern sass fest mittels mehrerer Sporne. Dazu kam noch ein eiserner Kragen entlang des vorderen Bockteils um eine Splitterung des Holzes zu verhindern.

Trotz aller Vorsichtsmassnahmen konnte es dazu kommen, dass die Rammschildkröte zerstört wurde. Für diesen Fall brachte man gerne eine zweite in geringem Abstand hinter der ersten an, sodass sich die Mannschaften im Augenblick der Gefahr retten konnten.

Terebra (grch. prypanos) und Mauerbohrer (grch. trypanon)

Terebra bezeichnet im Latein grundsätzlich jede Art von Bohrer. In seiner grössten Ausprägung wurde er als trypanon im Belagerungswesen zum Anbohren von Ziegelmauern verwendet. In den entstandenen Löcher entfachte man Feuer, damit das umgebende Ziegelwerk spröde wurde um es für Rammstösse „mürbe“ zu machen. Massive Ziegelmauern sind übrigens schwerer zu beschädigen, als Steinmauern, da erstere die Schläge besser absorbieren. Steinquader können herausgezogen werden, Sprünge bekommen und zerbersten.

In Griechenland bezeichnete man mit trypanon nicht nur den Mauerbohrer, sondern auch einen Balken, der über Walzen gegen eine Mauer gerammt werden konnte und somit eine Abart des Rammbockes darstellt. Dabei gab es zwei Mannschaften. Eine rammte den Balken nach vor und die andere zog ihn anschliessend mittels Winden wieder in seine Ausgangsposition.

Vectis und Falx (grch. arpage)

Die einfachste Methode einen Stein aus einer Mauer herauszubrechen ist jene, einen vectis (Brechstange) zu benutzen. Da dies allerdings viel Kraft und ungeschützten Mannschaftseinsatz direkt an der Mauer erforderte, suchte man nach besseren Möglichkeiten.

So kam man auf die Idee der falx (Mauersichel), die aus einem eisernen, sichelförmigen Haken bestand. Wenn eine Steinmauer durch die konsequenten Rammstösse eines Widders brüchig geworden war, so versuchte man mittels der falx einzelne Steine aus dem Verband zu brechen.

Auch im Seekrieg kam diese Mauersichel zum Einsatz. Auf Stangen montiert, versuchte man mit ihnen die gegnerischen Segel zu zerschneiden sowie deren Seile zu kappen.

Corvus demolitor (grch. kereia)

Diese Konstruktion wurde von der sambuca abgeleitet und wurde von Belagerern und Belagerten gleichermassen eingesetzt. Es handelte sich um eine Stange, die in der Mitte an einem senkrechten Balken beweglich befestigt wurde. An der Spitze der Stange befand sich ein Haken oder eine ähnliche Greifvorrichtung.

214 v.Chr. liess sie Archimedes an den Mauern von Syracusae bauen und schaffte es damit die römischen Schiffe im Hafen massgeblich zu behindern. Verhing sich der Greifarm in der Takelage, so konnte damit das Schiff durch geschicktes Hantieren zum Kentern gebracht werden. 69 n.Chr. setzten sie die Verteidiger von Cremona ein und hievten damit einzelne Soldaten über die Mauer. Mehrfach ist der Einsatz bei der Zerstörung feindlicher Rammböcke belegt. Man brachte schwere Balken über den Böcken zum Hinunterfallen, damit deren exponierte Spitze abbrach.

Vom corvus demolitor gab es noch eine Sonderkonstruktion, die darin bestand am einen Ende einen geflochtenen Korb zu befestigen. Dort hatten mehrere Soldaten Platz. Damit konnten sie auf einer Mauer abgesetzt werden, auch wenn es sich um ein sehr riskantes Manöver handelte.

Bronzekopf eines in Olympia gefundenen Rammbockes
(ca. 5.Jh.v.Chr.)
Der Balken dazu
war 22 cm hoch
und 8 cm breit.

(c) Deutsches Archäologisches
 Institut, Athen


 

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(LP)