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Gladiatoren

Der Kampf in der Arena

Spiele wurden vorher angekündigt. Tage zuvor gingen Herolde durch die Stadt und gaben Informationen zu Ort, Beginn und Kämpfer ab, oftmals auch in Form von Flugblättern, libelli munerari genannt. Vielfach wurde das Programm, edictum munerum, von professionellen Schreibern einfach an Häuserwände gepinselt, wie man in Pompeii entdeckt hat. Am Abend vor dem Kampf gab es die für die Gladiatoren die üppige cena libera, die öffentlich zugänglich war, damit sich die Zuschauer von der Konstitution der Kämpfer überzeugen konnten.

In der Kaiserzeit lief ein munus immer nach dem gleichen Schema ab. Morgens wurden Tierhetzen veranstaltet, mittags gab es die Hinrichtungen der Verbrecher, die manchmal sehr fantasievoll ausfallen konnten, in dem mythologische Szenen dargestellt wurden. Bei der naumachia (Naumachie, nachgestellte Seeschlacht) auf dem Fuciner See war es, dass die zum Tode Verurteilten Kaiser Claudius mit dem berühmt gewordenen Satz „Ave Caesar, morituri te salutant“ begrüßten, worauf Claudius mit „aut non“ („oder auch nicht“) antwortete, was die Verurteilten als Freispruch auffassten; es aber nicht war. Gladiatoren haben diesen Satz nie gesagt, denn sie waren ja nicht dem Tode geweiht, sondern hatten eine reelle Chance zu überleben!

Der Höhepunkt der Darbietungen folgte am Nachmittag mit den Kämpfen der Gladiatoren, die mit der pompa (feierlicher Einmarsch) der örtlichen Würdenträger, Priester und Gladiatoren in die Arena begannen. Die Paarungen waren schon vorher ausgelost und im edictum munerum verkündet worden, denn es wurde auf Gladiatoren gewettet. Dann schritt man zum Vorspiel, der prolusio (Vorkampf). Dabei wurden stumpfe Waffen für einen Schaukampf verwendet. Hierbei konnten auch Bürger der höheren Klassen (Senatoren oder Ritter) auftreten, die ein Training in einem ludus (Gladiatorenschule) absolviert hatten, und solange sie nur mit stumpfen Waffen auftraten, galt es als noch nicht verwerflich. Nachdem in der probatio amorum die Waffen der Gladiatoren auf ihre Schärfe überprüft worden waren,  begannen die Kämpfe mit nur jeweils einem Fechterpaar. Im Gegensatz zu zahlreichen Hollywoodstreifen wurden zu den echten Gladiatorenkämpfen keine Tiere in die Arena gelassen, denn diese kamen bei den Tierhetzen zum Einsatz.

Während des Kampfes wurden Musikinstrumente zur Verstärkung der Dramatik verwendet. In der Frühzeit wurden die Kämpfer durch Schalmeienklänge angefeuert. Aus der hellenistischen Kultur wurde der hydraulus (Wasserorgel) übernommen. Sie lieferte laute, imposante Töne und verdrängte schliesslich die anderen Instrumente. Wurden Schlachten nachgestellt, so verwendete man auch jene Instrumente, die beim realen Kampf verwendet wurden. Dies waren die drohend klingende tuba mit sechs Tönen für Gladiatorenkämpfe, der hell klingende lituus für die Reiterei bei Tierhetzen und das dumpf klingende cornu für Seeschlachten. Inwieweit Trommeln eingesetzt wurden ist unklar, da etwa beim Militär auch keine Trommeln verwendet wurden und diese damit nach antiker Auffassung kein martialisches Instrument war. Nicht vergessen darf man aber, dass die Instrumente in einer Phase der Anspannung auch schweigen konnten und sich alles auf den Kampf konzentrierte.

Wandmalerei die verschiede Arten von Gladiatoren und Tierkämpfern.
e collectione imaginum W.Tungsten (c) incognitus

Um den Zuschauern den entsprechenden Nervenkitzel bieten zu können, feuerten harenarii (Bedienstete der Arena) allzu lasche Kämpfer und das Publikum an. So kann die Stimmung bei einem Kampf sicher mit der bei Fussballspielen in modernen Stadien verglichen werden. Das Klirren von Schwertern bei Gladiatorenkämpfen, das Gebrüll der Tiere bei den Tierhetzen, das Geschrei der Zuschauer und dazu die Wasserorgel dürften eine eindrucksvolle Geräuschkulisse ergeben haben.

War einer der Gegner zu Fall gekommen, so konnte er den Kampf kurzerhand beenden, wenn er einen Finger der linken Hand hob. Der summa rudis (erster Schiedsrichter) ging sogleich mit seinem Stock dazwischen, um die Kämpfer zu trennen und somit den Kampf zu unterbrechen. Damit delegierte er die Entscheidung über Leben und Tod an den editor (Veranstalter der Spiele(. Dieser richtete sich zumeist nach den Wünschen des Publikums. Es gibt den Ausdruck pollice verso (den Daumen schwenken) jedoch ist nicht genau klar, in welche Richtung der Daumen dabei gedreht wurde. Man nimmt an, dass der Daumen das Schwert symbolisiert und somit ein Stich zum Herzen oder ein Schnitt durch die Kehle vom Publikum imitiert wurde, um den Tod eines Gladiators zu wünschen. Was das Zeichen war, welches das Publikum machte, um den Gladiator lebend aus der Arena gehen zu sehen, ist noch mehr im Unklaren. Auf jeden Fall musste es etwas sein, was sich sehr von anderen Zeichen unterschied, damit es auch vom summa rudis unten in der Arena und vom editor in seiner Loge erkannt werden konnte. Von daher macht es Sinn, anzunehmen, dass man mit seiner mappa (Taschentuch) wedelte.

Als Belohnung für den gewonnenen Kampf wurde dem siegreichen Gladiator anschliessend ein Palmzweig und eine bestimmte vorher festgelegte Summe Geldes überreicht, die sich nach seinem Status richtete, z. B. ob er ein tiro (Neuling) oder ein erfahrener Kämpfer war. Dieses Geld durfte der Gladiator übrigens behalten und musste es nicht an seinen lanista abgeben.

Der Leichnam eines getöteten Gegners wurde auf einer Bahre durch die Porta Libitina (Das Tor der Begräbnisgöttin) aus der Arena gebracht, wo ihm in einem separaten Raum die Kehle durchgeschnitten wurde - um sicherzustellen, dass er wirklich tot war - und er seiner Kleider entledigt wurde. Die seltsame Gestalt mit der Maske und dem Hammer, die man häufig mit etruskischen Totengöttern Charun oder Phersu identifiziert, dürfte wohl bei den Hinrichtungen zugegen gewesen sein, um den gefallenen Verurteilten noch einen Schlag mit dem Hammer zu verpassen, die dann anschließend an einem Haken aus der Arena geschleift wurden. Gladiatoren erfuhren diese erniedrigende Behandlung nicht, denn sie waren teuer ausgebildete Profikämpfer, die einen Status hatten, wie manche heutigen Sportstars.

Aufgrund überlieferter "Ergebnisse" von Gladiatorenkämpfen hat man die Wahrscheinlichkeit errechnet, inwieweit ein Gladiator in der Arena blieb und nicht überlebte. Im 1.Jh.n.Chr. lag die Überlebensrate noch bei 90 %. Im 3.Jh.n.Chr. war sie auf 75 % gesunken.

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