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KULTUR
Der römische Kalender


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Die Kalenderreform durch Papst Gregor XIII.

Einleitung & Vorgeschichte

Papst Gregor XIII. hatte es nicht für wert befunden, die Kalenderreform zu begründen. Sie wurde durch die Bulle veröffentlicht und war damit rechtsgültig - Roma locuta, causa finita (Rom hat gesprochen, die Sache ist erledigt). Die ersten Länder nach neuer Jahresrechnung waren nur jene, in denen die röm.-kath. Kirche quasi das Monopol besass: Italien, Portugal und Spanien. In allen anderen Ländern gab es genügend protestantische Minder- oder Mehrheiten, welche die Reform schlichtweg ablehnten. Immerhin kam sie vom Papst und alles was vom Papst kam war in ihren Augen teuflisch, schlecht und selbstsüchtig.

Bald kursierte eine Vielzahl von Flugblättern und Schmähschriften auf Papst und Kalender. Man warf der katholischen Kirche vor, sie stehle damit den Bauern zehn Lebenstage und Gregor XIII. insbesondere er wolle Christus verwirren, damit nicht wie angekündigt das Jüngste Gericht über die Welt hereinbrechen könne. Aber auch gesellschafts- und geschlechterpolitische Argumente wurden gegen die Umstellung vorgebracht. Den wortwörtlichen Vogel schoss jedoch die Behauptung ab, die Zugvögel wüssten nun nicht mehr, wann sie gen Süden zu ziehen hätten...

Neben all diesem Schwachsinn traten auch Astronomen auf den Plan und versuchten die Sinnhaftigkeit der Reform zu wiederlegen. Kritikpunkt war die vereinfachte Berechnung des Osterdatums, wo doch bereits wesentlich exaktere astronomische Tafeln zur Verfügung standen. An der praktischen Handhabung hätte dies aber nichts geändert.

Die politische Macht der Protestanten im deutschen Reichstag sorgte dafür, dass auch nach mehreren Anläufen im Heiligen Römischen Reich weiterhin der Julianische Kalender gelten sollte. Selbst der päpstliche Astronom Christopher Clavius war Anfeindungen ausgesetzt, als er 1603 - immerhin 21 Jahre nach Einführung! - endlich eine wissenschaftlich fundierte Erklärung in Buchform lieferte. Das Werk mit dem Titel Explicatio Romani Calendarii a Gregorio XIII Pont. Max. restituit (Erklärung des durch Papst Gregor XIII. in Ordnung gebrachten römischen Kalenders) wurde von den Kritikern zerrissen, denn aus protestantischer Sicht konnte es nur Blödsinn enthalten.

In einigen Ländern stand die Einführung an der Kippe, doch von 9. auf 20. Dezember 1582 übernahm ihn Frankreich, vom 21. Dezember auf 1. Jänner 1583 Flandern und Holland. Die nicht rechtsgültige Übernahme im Deutschen Reich führte zu einer Splittung. Die katholischen Fürsten rechneten nun anders als die protestantischen und der daraus entstehende Ungemach nahm kein Ende.

Beruhigung in den Kalenderstreit kam erst durch die mahnende Stimme des bekanntesten Astronomen und Mathematiker jener Tage - Johannes Kepler. Er hatte die Vorteile des neuen Kalenders klar erkannt und sprach sich trotz seines Protestantismus für die allgemeine Einführung in Europa aus. Bis es soweit war, sollten jedoch noch Jahrhunderte vergehen.

Besonders in den nordischen Ländern tat sich der Gregorianische Kalender schwer und erst 1700 kam es zu einer Übernahme. In Schweden wurde er zunächst eingeführt, wieder abgeschafft, dann mit einer völlig veränderten Osterdatumsbestimmung wieder eingeführt und erst 1844 endgültig in der reinen Form übernommen. Die dadurch entstandenen Fehler mussten 1712 sogar durch einen zusätzlichen Schalttag korrigiert werden - in diesem Jahr gab es in Schweden einen 30. Februar!!!

Auch ausserhalb Europas setzte sich der Siegeszug des neuen Kalenders fort. Im Zuge englisch dominierter Reformen (Grossbritannien hatte ihn seit 1752) übernahm ihn 1875 Ägypten, 1912 China, 1918 Russland (die Oktoberrevolution fand ein paar Tage vorher statt und wurde deshalb im November gefeiert; die Differenz betrug bereits 13 Tage), Rumänien 1924 und schliesslich 1927 die Türkei.

Eine Sonderstellung nimmt hierbei noch Griechenland ein, welches den Wechsel 1923 vollzog, jedoch für sich eine andere - wesentlich genauere - Schalttagsregel ersann. Im griechischen Kirchenkalender haben die Säkularjahre nur dann einen Schalttag, wenn sie durch neun geteilt einen Rest von zwei oder sechs ergeben. Die erste Abweichung - immerhin nur mehr 2 Sekunden pro Jahr - vom echten Gregorianischen Kalender wird allerdings erst im Jahre 2800 stattfinden, wo der grch.-orth. Kirchenkalender kein Schaltjahr vorsieht - erst im Jahrhundert darauf.

Kupferstich des F.Hulsius von Papst Gregor XIII.


Quellen: Schülerduden "Die Astronomie", ein www-file aus dem Jahre 1994 (ja wirklich, damals gab es bereits ein funktionsfähiges www mit Suchmaschinen und ganz ohne Java und plugins)

 

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(PL)