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Gnaeus Marcius Coriolanus

* um 527 v.Chr. in Rom
+ nach 488 v.Chr in Antium (vermutlich ermordet)
römischer Politiker und Feldherr 493 v.Chr. für Rom & 489/488 v.Chr. gegen Rom

Einleitung

Die Gestalt des Gnaeus Marcius Coriolanus ist möglicherweise keine historische, sondern eine biografische Zusammensetzung mehrerer tatsächlicher Ereignisse mit einer gehörigen Portion fiktiver Erzählungen. Die Aura der Person und ihrer angeblichen Handlungen besass auf die Römer eine derart grosse Ausstrahlung, dass sie diese als historisches Faktum hinnahmen und verehrten. Trotz der hohen Wahrscheinlichkeit eine erfundene Biografie widerzugeben, wird hiermit versucht die Person und die damit verbundenen wahren geschichtlichen Kerne darzustellen.

Herkunft

Gnaeus Marcius wurde um das Jahr 527 v.Chr. in Rom geboren. Der Name seiner Mutter wird mit Volumnia angegeben. Über den Vater ist nichts bekannt, ausser der schlichten Tatsache, dass er starb, als Marcius noch ein Kind war. Die Mutter verzichtete auf einer erneute Heirat und zog den Kleinen alleine auf. Jedenfalls wurde Gnaeus Marcius in eine anerkannte patrizische Familie hineingeboren, die sich selbst auf den König Ancius Marcius zurückführte. Ansonsten ist wenig bekannt; nur noch, dass seine Frau Veturia geheissen haben soll und dieser Verbindung zwei Kinder entsprungen waren.

Jugendjahre im Krieg

Ins Licht der offiziellen Geschichte rückte Gn.Marcius erstmals 496 v.Chr. während der Schlacht gegen den Latinerbund am See Regillus. Als ein latinischer Soldat einen wehrlosen Römer niedermetzeln wollte, kam diesem Marcius zu Hilfe, tötete den Feind und rettete damit das Leben eines römischen Bürgers. Infolge dieser Tat wurde er mit der corona civica (Eichenlaubkrone) ausgezeichnet.

Die prekäre Situation Roms führte Marius auch noch in andere Schlachten; allen voran in jene mit dem Stamm der Volsker. Trotz der ständigen Kriege, war es ihnen nicht gelungen Rom entscheidend zu schlagen. Vielmehr holten sie gerade zum Gegenschlag aus und belagerten 493 v.Chr. die Stadt Corioli.

Um den Belagerungsring zu sprengen, wagten die Volsker den Ausbruch an unerwarteter Stelle. Doch auf römischer Seite hatte Marcius deren Ansinnen erkannt und trat ihnen mit einer kleinen Kampftruppe entgegen. Obwohl in der Überzahl, liessen sich die Volsker durch dieses plötzliche Gegenmanöver in die Defensive drängen und zogen sich wieder hinter die Stadtmauern zurück. Für diese Heldentat verlieh man dem Gnaeus Marcius den Ehrennamen Coriolanus; nach der belagerten Stadt.

Klassenkampf in Rom

So erfolgreich sich Coriolanus im Felde geschlagen hatte, so konservativ verhielt er sich in der römischen Innenpolitik. Der latente Ausnahmezustand beim Ringen mit den Feinden der Umgebung hatte zu einem Ungleichgewicht in der Bevölkerung geführt. Viele Plebejer waren durch Patrizier ruiniert und manche sogar in Schuldknechtschaft (damals synonym für Sklaverei) geraten.

Nach zähem Ringen erkämpften sich die Plebejer das Recht auf eigene Volksvertreter - die Volkstribunen. Sie waren sakrosankt, konnten Gesetze einbringen und besassen das Vetorecht um Bürger vor der Willkür zu schützen bzw. darüber Rechenschaft einzufordern.

Die aus dem Krieg zurückkehrenden Patrizier konnten mit dieser neuen Staatsverfassung nichts anfangen. Sie weigerten sich standhaft dem Volk Zugeständnisse zu machen. Coriolanus stand bei diesen Auseinandersetzungen an vorderster Front. Da das Ringen kein Ende nahm, zog die Plebs aus Rom aus und erzwang damit weitere Verhandlungen. Der gemässigte Patrizier Menenius Agrippa konnte sie zur Rückkehr bewegen, doch die Fronten blieben verhärtet und Coriolanus gehörte zu jenen, der dem Volk am meisten misstraute.

Als er sich für den Konsulat bewarb, fiel er mit Pauken und Trompeten durch, denn auch einigen seiner senatorischen Kollegen ging sein praktizierter Konservativismus zu weit. So wurde die Konsulatswahl zu einer Abstimmung über die politische Richtung und schlussendlich zu einer Abrechnung mit den „Falken“ unter den Senatoren.

Diese Schmach wollte der noch verhältnismässig junge Coriolanus nicht auf sich sitzen lassen. Es kam ihm gerade recht, dass in Rom eine Hungersnot herrschte und ein befreundeter Staat in Sizilien dringend benötigten Weizen auf den Weg geschickt hatte. Coriolanus schlug deshalb seinen Senatskollegen allen Ernstes vor, dem Volk die Nahrungsmittel so lange vorzuenthalten, bis die Volkstribunen auf ihre Rechte verzichtet haben würden. Seit dem Sturz des Königtums hatte es kein römischer Führer mehr gewagt offen gegen das Volk zu regieren und die gemässigten Senatoren hatten leichtes Spiel bei der Abstimmung darüber gegen Coriolanus mobil zu machen und ihm eine weitere - noch deutlichere - Niederlage zu bereiten.

Von Coriolanus sind keine Portraits überliefert.


Quellen: P.Matyszak "Geschichte der römischen Republik", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)