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Titus Aurelius Fulvus Boionus Arrius Antoninus (Pius)

Herrschaft und Wirken I (Regierung & Herrschaft)

Ein erster Konflikt zwischen Kaiser und Senat wurde um die Vergöttlichung seines Vorgängers ausgetragen. Im Gegensatz zur Tradition wollten die Senatoren dem bei ihnen verhassten Hadrian keine göttlichen Ehren erweisen. Mit Geschick und Zähigkeit setzte sich jedoch der Kaiser schliesslich durch. Eine endgültige Weigerung des Senats hätte dem Kaiseramt schweren Schaden zugefügt und die Legitimität seiner Herrschaft in Frage gestellt. Auch hatten die Senatoren befürchtet, die Armee könnte an diesem Punkt eingreifen; war doch Hadrian bei den Soldaten äusserst beliebt gewesen. Als Gegenleistung schaffte Antoninus Pius die Stellen der vier Konkurs- und Erbschaftsrichter in Italien ab, die den Senatoren ein Dorn im Auge gewesen waren.

So bewies Antoninus Pius Hartnäckigkeit und Entschlossenheit; doch blieb er dabei immer gerecht und barmherzig. So wurden auf seine Initiative Gesetze zum Schutz der Sklaven vor Grausamkeiten und sexuellen Übergriffen erlassen. Während seiner Amtszeit kam es zu zwei Hochverratsprozessen, die nach strengen Rechtsprinzipien geführt wurden. Atilius Titianus, einer der Rädelsführer wurde hingerichtet, der andere schied freiwillig aus dem Leben. Eine Hexenjagd nach den Mitverschwörern wurde vermieden.

Durch die Abschaffung der vier Richter in Italien, hatte der Senat wieder die vollständige Kontrolle über das Kernland erhalten. Dies gefiel den Senatoren naturgemäss. Antoninus Pius wusste jedoch genau, dass die Machtsphäre des Senates sehr dünn war. So wurden die wichtigen Angelegenheiten weiterhin in Kronrat besprochen.

So verwundert es auch nicht, dass alle vier Prätorianerpräfekten, die während seiner Regierung amtierten, diesem Gremium angehörten und allesamt angesehene Juristen waren. Der erste Präfekt Marcus Gravius Maximus war alleine zwanzig Jahre im Amt und auch mancher Provinzstatthalter konnte sich bis zu zehn Jahren seines Postens erfreuen.

Der Kaiser genoss hohes Ansehen und legte oft mehr Wert auf gutes Einvernehmen mit den Menschen, denn als auf Zwang. Antoninus Pius galt als talentierter Volksredner mit natürlicher Gelassenheit. Obwohl er bereits bei der Thronbesteigung über ein ausserordentliches Vermögen besass, vermied er mit seinem Geld und seinem Status zu protzen. Als gebildeter Römer verstand er es jedoch, sich des Lebens eines Landedelmannes zu erfreuen.

Der Tradition entsprechend lehnte Antoninus Pius den Titel pater patriae zunächst ab. Im Jahre 139 nahm er ihn dann zusammen mit der Wahl zum Konsul an. Weitere Konsulate folgten 140 und 145.

Im Gegensatz zu Hadrian, der sich ständig auf Reisen befand, lenkte Antoninus Pius das Imperium von der Hauptstadt bzw. seiner nahen Residenz in Lorium aus. Während seiner ganzen Regierungszeit hat er niemals Italien verlassen. Allenfalls zur Besichtigung eigener Landgüter oder für Ausflüge nach Campanien entfloh er der Nähe Roms. Er wollte einfach nicht, dass die Provinzstädte für ihn und sein - im Gegensatz manch seiner Vorgänger eher kleines - Gefolge aufkommen mussten. Trotzdem war der Kaiser ständig über die Vorgänge im Reich informiert. Er empfing die Boten augenblicklich nach deren Eintreffen in der Hauptstadt.

So beschränkte sich Antoninus Pius auf eine Regierungsform, in der er lediglich die Fäden in der Hand hielt um nicht allzu sehr im Licht er Öffentlichkeit agieren zu müssen. Grenzkonflikte und sonstiges Krisenmanagement legte er vollkommen in die Hand von erfahrenen Statthaltern und Militärs. So lag das Hauptaugenmerk eindeutig auf dem italischen Kernland. Trotzdem gab es noch immer Münzen, die die Interessen der Provinzen berücksichtigten. Der Prototyp der Britannia, die heute noch Symbol für die Insel ist, stammt aus jener Zeit.

Das Alimentarwesen wurde um eine Stiftung zur Unterstützung von Waisenmädchen erweitert. Nach seiner Gattin Faustina wurden diese Mädchen auch Puellae Faustinianae. Auch die Hauptstadt lag ihm sehr am Herzen. Er gab bedeutende Summen zur Verschönerung und für die Veranstaltung öffentlicher Spiele aus. Das herausragendste Ereignis während seiner Amtszeit war die 900-Jahr-Feier von Rom. Sie wurde im Jahre 148 mit prunkvollen Festen begangen. Auch eine Serie grossformatiger Gedenkmünzen, die der Stadtgründung in patriotischer Weise huldigten, wurden in Umlauf gebracht.

Obwohl seine dreiundzwanzigjährige Regierungszeit als die friedlichste Periode des kaiserlichen Rom angesehen werden kann, gab es doch einige Unstimmigkeiten an den Grenzen und im Reich selbst. Von der Geissel eines grossen Krieges blieb das Imperium verschont.

Vermutlich um sich militärischen Ruhm zu sichern begann er die Eroberung Südschottlands und liess nach Beendigung der Kämpfe das neugewonnene Territorium durch den Antoninerwall sichern. Es war typisch für den Kaiser auch während dieser militärischen Expansion in Rom zu verbleiben. Die Eroberung wurde vom britannischen Statthalter Lollius Urbicus in die Praxis umgesetzt. Dieser war kurz nach der Thronbesteigung auf die Insel entsandt worden. Um 142 wurde der Sieg verkündet und Antoninus der Titel Imperator verliehen.

Der Hadrianswall wurde aufgegeben und querfeldein zwischen dem Firth of Clyde und Firth of Forth ein neuer Wall wortwörtlich (aus Rasensoden) aus dem Boden gestampft. Seine Aufgabe konnte die Befestigungsanlage nicht gerecht werden. Noch bevor der Kaiser starb, musste die Grenze unter dem Ansturm der Barbaren auf den Hadrianswall zurückgenommen werden, da Truppenkontingente an andere Unruheherde des Imperiums abgezogen worden waren. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Antoninus Pius den Grossteil der Bevölkerung zwischen den beiden Wällen evakuieren und schliesslich in den germanischen Provinzen um den Fluss Neckar ansiedeln liess. Dort hatten sie für eine bessere Grenzverteidigung gegen die Germanen zu sorgen.

Kurze Zeit später kam es zu Erhebungen in Mauretanien, wo grosse Landesteile unter Überfällen räuberischer Stämme litten. Aus Numidien wurden sie nach und nach vertrieben. Trotzdem mussten frische Truppenkontingente nach Mauretanien verbracht werden, um die Lage beruhigen zu können. Um 150 wurden die aufständischen Mauren in die entlegeneren Gebiete Nordafrikas zurückgedrängt.

154 kam es in Ägypten zu einem bewaffneten Aufstand. Der Grund lag in einer rücksichtslosen Durchsetzung der Zwangsarbeit, so dass die einheimische Bevölkerung von ihren Wohnsitzen geflohen war. 158 hatten die Legionen auch mit Problemen in Dakien zu kämpfen.

In Iudaea dürften ebenfalls Unruhen ausgebrochen sein. Zwar hatte Antoninus Pius das Beschneidungsverbot gelockert, jedoch nicht vollständig aufgehoben. Nur die Söhne der Juden konnten beschnitten werden; zum Judentum Konvertierten war dies untersagt. So wurde die Position der Juden zugunsten der Christen geschwächt, die damals eine starke Missionierungstätigkeit entfalteten. Zudem war der Zutritt nach Jerusalem weiterhin verboten. Ein Ring aus militärischen Posten rund um das Gelände machte dieses Verbot für alle permanent sichtbar.

Kleinere Unruheherde dürfte es auch in Germanien und Griechenland gegeben haben. Doch konnten sie kaum von Belang gewesen sein. Während seiner letzten Regierungsjahre rückten Daker und Alanen gegen die Donaugrenze vor und es kam zu kleineren Grenzgefechten. Lokale Militäroperationen gab es auch im Grenzgebiet zu Parthien.

Der Ruhm der römischen Legionen war so gross und das diplomatische Geschick so ausgezeichnet, dass 139 ein einziger Brief des Kaisers an den Partherkönig Vologaeses ausreichte, von einem Angriff auf Armenien abzusehen. So wurde Antoninus Pius von benachbarten Staaten und verbündeten Herrschern forthin als Schlichter bei Streitigkeiten herangezogen.

Die Friedenszeit nutze Antoninus Pius um die Privilegien der Hilfstruppen und Seestreitkräfte zu reduzieren. Die automatische Bürgerrechtsverleihung an während des Militärdienstes geborenen Soldaten wurde aufgehoben. Die Verleihung fand erst dann statt, wenn die Söhne selbst in den Militärdienst traten. So sollte ein Anreiz zum Militärdienst in diesen Einheiten geschaffen werden.

Rest einer Statue
des Antoninus Pius
(c) incognitus


Quellen: C.Scarre "Die römischen Kaiser", M.Grant "Die römischen Kaiser"

 

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(PL)