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Rekrutierung in der Späten Republik

Im 2.Jh.v.Chr. war das römische Reich derart angewachsen, dass es mit den bisherigen Mitteln kaum noch möglich war das militärische und politische System aufrechtzuerhalten. Immer mehr Bürger verarmten durch den Militärdienst, weil sie ihre Felder nicht bestellen konnten. Die Folge waren Verschuldung und Abwanderung nach dem Dienstende in die Städte als billige Hilfsarbeiter und meist auch Arbeitslose. Hinzu kam, dass zwar die Kriege gegen die Reiche im Osten mit einigermassen Patriotismus geführt werden konnten (vor allem wegen der erhofften Beute), aber jene hinhaltenden gegen die Stämme in Nordafrika oder Spanien zur Demoralisierung führten.

Die verarmten Bauern hatten ihre Grundstücke an jene Grossgrundbesitzer verkaufen müssen, die aus den Eroberungszügen den meisten Profit eingestrichen hatten. So höhlte sich das Milizsystem von selbst aus. Um dennoch auch in Zukunft genügend Rekruten zu bekommen, standen prinzipiell zwei Wege offen:

1. Beibehaltung des Milizsystems und Durchführung einer Landreform, die den Kleinbauern eine sichere Existenz bieten konnte. Dieser Ansatz wurde von den Gracchen verfolgt, stiess jedoch auf erbitterten Widerstand der grundbesitzenden Senatsaristokratie.

2. Aufgabe des Milizsystems und Schaffung eines Berufssoldatenstandes auf Basis der entwurzelten Kleinbauern. Sie sollten sich durch den Militärdienst eine neue Existenz aufbauen können. Diese Option sollte die Basis für die Heeresreform des Marius werden. Wobei unbedingt zu berücksichtigen ist, dass die Wehrpflicht des römischen Bürgers nie abgeschafft wurde - auch nicht in der Kaiserzeit!

Der Übergang vom Miliz- zum Berufsheer eines Augustus erfolgte in einem Improvisationsprozess sondergleichen. Der Senat fürchtete die Berufsarmee als Machtfaktor und stellte sich so gut es ging quer - mit allen gesellschaftlichen und militärischen Folgen. Doch nicht die unter Waffen gehaltenen Bauern, sondern die aristokratischen Feldherren sollten es sein, die das System radikalisierten. Sie sahen in den Armeen persönliche Machtmittel und nutzten sie dementsprechend. 88 v.Chr. marschierte unter Sulla erstmals ein römisches Heer gegen Rom.

Der Staat war in der Zwickmühle. Einerseits baute er auf das Berufsheersystem, andererseits verweigerte er den Soldaten resp. Veteranen eine Absicherung nach Dienstende. Die Folge war, dass Feldherrn die Truppen auf sich vereidigen liessen und nach Entlassung in eroberten Gebieten als Machtbasis ansiedelten. Selbstverständlich verhielten sich die Kleinbauern ihrem Feldherrn loyaler, als gegenüber dem fernen Senat in Rom.

Ein weiteres Problem der Massenheere der späten Republik war das jeweilige Kriegsende, denn man entliess sie auf einen Schlag, was zu groben Verzerrungen in der ökonomischen Landschaft und Engpässen in der Staatskasse führte.



Legionär aus der Zeit der späten Republik.


Quellen: M.Junkelmann "Die Legionen des Augustus", Y.Le Bohec "Die römische Armee", P.Connolly "Die römische Armee", S.MacDowall & G.Embleton "Late Roman Infantryman 236-565 AD", S.MacDowall & C.Hook "Late Roman Cavalryman 236-565 AD"

 

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(PL & RW)